Kommen People

Magazin für Leute, Lebensart und Langeweile

Der Drone macht die Musik

Underworld & The Necks ‎- Appleshine Continuum

The Necks löten in „Appleshine Continuum“ souverän ihre Zeitlupen-Jazz-Expertise in das dankbar pumpende Schema eines Tracks von Underworld. „Appleshine Continuum“ geht als One-Track-Veröffentlichung in die vollen 47 Minuten. Für The Necks ist das nicht ungewöhnlich. Und der elektronischen Musik steht Zeit in der Häufung bis zum Stillstand sowieso immer gut.

Taylor Deupree – Somi

Wo die Parameter von zeitlicher Anordnung und tonaler Aktion auf vergangenen Veröffentlichungen via Software programmiert und generiert wurden, legte Taylor Deupree für „Somi“ wieder selbst Hand an und schnitt sich Tapeloops zurecht. Schon allein aus dieser Arbeit mit Tonbandschleifen ergeben sich jene digital nicht nachbastelbaren Verschleppungen, Verleierungen und Verwaschungen, die für das verzärtelte, leicht rauschige Soundbild sorgen, das unter Deuprees Engineer-Händen ganz besonders zu voller Entfaltung findet.

William Basinski – A Shadow In Time

Zeit, ihr Vergehen und Phänomene von Verschwinden und Zersetzung spielen in der Musik von William Basinski seit drei Jahrzehnten eine Rolle. Auf „A Shadow In Time“, das abermals mit berückenden Tapeloops arbeitet, erweist er sich wieder als bedachter Wähler des zu Wiederholenden und eloquenter Entscheider des Wegzulassenden.

Oren Ambarchi, Kassel Jaeger, James Rushford – Pale Calling

James Rushford, Oren Ambarchi und Kassel Jaeger collagieren ihre jeweils verschiedenmusikalischen Kernkompetenzen auf „Pale Calling“ zu einem großen, glucksenden Ganzen. Zwischen dem Glucksen und einer sonnenstichigen Orgel hängen wortferne Stimmenfetzen, wie wirre Blitze in einem ungeordneten, vorsprachlichen Zustand zwischen Geist und Empfindung. Ab und an fällt eine Synthesizer-Tonfolge in diesen köchelnden, klaustrophobisch traumartigen Grundpuls – wie eine wirre Idee, eine tonale Notiz, wie das Signal einer eingehenden Kurznachricht aus einer tief verbuddelten Ebene im Unterbewussten.

Review: Golden Diskó Ship – Imaginary Boys

Die spinnerte Verflechtung von verwirbelten Synthesizerspielereien und den programmatisch entgegensetzt trocken gehaltenen Gitarrensounds und die Einflechtung von Streichersätzen geben „Imaginary Boys“ als Album – bei allem kosmischen Getreidel – eine Verspultheit, die neben FaUSt auch an so manches Werk von The Red Krayola denken lässt.

Mind Over Mirrors – Undying Color

Mit voller Bandbesetzung veröffentlicht Jaime Fennelly sein sechstes Album als Mind Over Mirrors. Sein stilprägendes Harmonium sorgt für einen analogen Grain und setzt die Grundlagen für die repetetive Hypnotik. In der Summe wirkt alles benebelt und auf narkotische Art belebt und gelöst. Die hinzugekommenen Vocals im Kosmos von Mind Over Mirrors beseelen diese traumwandlerische Nebelwelt auf ganz neue Weise.

Oren Ambarchi – Hubris / Ricardo Villalobos – Hubris Variation

Oren Ambarchis Liebe zu den Drones präsentiert sich auf „Hubris“ als repetetive Mikropatterns gedämpfter und nachklingender Gitarrensaiten. Die Texturen, die er auf bisherigen Alben mit pitch-modulierten Gitarrenflächen auslotete, sind hier flirriger, zappeliger, aus vielen kleinen Bröckchen zusammengeclustert zu klackernder Flächigkeit – und dabei bestens symbiotisch mit den musikalischen Ideen eines Ricardo Villalobos.

Yannick Dauby & Hitoshi Kojo – La Vie dans les Airs & dans les Eaux

Yannick Dauby und Hitoshi Kojo verdichten Field Recordings, Sounds und Instrumente von zaghaftem Tröpfeln zu einer mächtigen Wolke, die ganz genau so lange sich zu ergießen weigert, bis das brennende Schnaufen der tonal grollenden, sonderbar gütigen Gewalt wie von plötzlicher Kraftlosigkeit umfangen von selbst abebbt.